Sondereffekte entlasten städtische Haushalte
Neue Geschäftsaktivitäten sichern die Ergebnisausschüttung
Die Kämmerer der Städte Moers und Neukirchen-Vluyn hatten es vor dem Hintergrund der drohenden Haushaltssicherung erhofft, jetzt ist es amtlich: Das sich mehrheitlich in kommunaler Hand befindende städtische Tochterunternehmen ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (Enni) hat das zweite Geschäftsjahr der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Energiekrise mit einem Geschäftsergebnis in Höhe von 39,8 Millionen Euro abgeschlossen. Das konnte Geschäftsführer Stefan Krämer vor allem durch Sondereffekte im Energiehandel und aus der Vermarktung von Strommengen aus fossilen und regenerativen Kraftwerken, sowie sich weiter gut entwickelnden Beteiligungs- und Dienstleistungsaktivitäten verbuchen. Das klassische Energiegeschäft mit Strom und Gas stand in einer Zeit extremer Preisausschläge, eines steigenden Energiesparbewusstseins und dem wärmsten Jahr seit es Aufzeichnungen gibt unter Druck. Vor allem im alten Stammmarkt von Moers und Neukirchen-Vluyn hinterließ dies Spuren, wo Enni bereits im dritten aufeinanderfolgenden Jahr spürbare Ergebnisrückgänge verzeichnete. „Es waren unsere vielen neuen Geschäfte, die uns auf dem Erfolgskurs gehalten und uns krisenfester gemacht haben“, würde laut Krämer heute Zweidrittel des Ergebnisses aus Bereichen stammen, mit denen sich das Unternehmen zur Gründung noch nicht beschäftigt hat. Die Überschüsse gehen zu großen Teilen an die beteiligten Kommunen, denen über Gewinne, Konzessionsabgaben und Ertragssteuern erstmals über 35 Millionen Euro zufließen. Enni bleibt so am Niederrhein ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, wo das Unternehmen zudem weiter in neue Projekte wie den Solarpark Hoschenhof investierte, für rund zehn Millionen Euro Material und Dienstleistungen einkaufte und so über 1.000 Arbeitsplätze sicherte.
Insgesamt entwickelte sich Enni in einer zur zweiten Jahreshälfte 2023 langsam abflauenden Energiekrise weiter gut. Die Umsatzerlöse stiegen auch durch neue Geschäfte auf ein Rekordniveau von 371 Millionen Euro. Gegenläufig wirkten gestiegene Material- und Personalkosten und als größte Aufwandposition der für Enni von starken Preisanstiegen gekennzeichnete Strom- und Gaseinkauf. Vor allem im Heimatmarkt ging das Ergebnis im Strom- und Gasgeschäft dabei spürbar zurück. Bei allem Druck auf das Kerngeschäft investierte Enni wieder knapp 28 Millionen Euro in Zukunftsthemen. Rund 16 Millionen Euro flossen dabei in die Energie- und Wassernetze, um sie weiter für die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende zu rüsten.
Während das klassische Energiegeschäft vor allem in Moers und Neukirchen-Vluyn derzeit zurückgeht, sind die Aktivitäten aus der noch recht jungen Sparte Handel, Beteiligungen und Dienstleistungen für Enni heute das Mittel gegen den Schrumpfkurs. Ihr Ergebnisanteil lag 2023 bei rund 67 Prozent. Besonders und in der Höhe ungeplant wirkten dabei Handelsgewinne an den Strom- und Gasmärkten. Liegt hier ein Sondereffekt, so entwickelt sich der Beteiligungsbereich zu einer festen Ergebnisgröße. Hier erzielt Enni mit mittlerweile rund 20 mehr oder weniger großen Unternehmensanteilen, etwa an der Fernwärme Niederrhein, der Biokraftgesellschaft Moers/ Dinslaken oder der Enni Solar einen erheblichen Ergebnisbeitrag. Seit 2023 gehören die Gesellschaften Bürgerwindräder Rheinberg, Energienetze Rheinberg und auch ein 25-prozentiger Anteil an der NEW RE neu zum Beteiligungsportfolio. Das Mönchengladbacher Dienstleistungsunternehmen NEW hatte diesen Anteil an ihrer regenerativen Erzeugungstochter als Mitgift in Enni eingebracht. NEW wurde im Zuge der Neuausrichtung des bisherigen Gesellschafters Westenergie 2023 neuer, jetzt zweitgrößter Gesellschafter der Enni. Und noch etwas macht Beteiligungen für Krämer so attraktiv: „Mit ihnen übernehmen wir in der Regel auch weitere kaufmännische oder technische Dienstleistungen.“ Im Dienstleistungsbereich konnte Enni 2023 rund sieben Millionen Euro erwirtschaften.
Stefan Krämer will die gute Entwicklung des Unternehmens unbedingt fortsetzen. Dazu bieten sich über den bundesweiten Energievertrieb, neue Beteiligungen und vor allem Themen rund um die Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende am Niederrhein enorme Chancen. Nach politischen Entscheidungen gelte es laut Krämer hier das heutige Energiesystem komplett umzubauen. Der Finanzbedarf für diese Zukunftsprojekte sei groß, für den notwendigen Ausbau der Strom- und Fernwärmenetze, den geplanten Bau weiterer Solar- und Windparks und die notwendigen Batteriespeicher sieht Krämer ihn bei 240 Millionen Euro. „Es ist gut, dass unsere Gesellschafter auch hier hinter unserer Strategie stehen“, gelte es laut Krämer nun, Enni mit dem notwendigen Eigenkapital auszustatten, das er für die Umsetzung der Projekte bis 2030 mit rund 60 Millionen Euro beziffert. „Für das bestimmende Thema der kommenden Jahre hat unser Aufsichtsgremium nun die Grundlagen gelegt und mit einer Gewinnrücklage von fünf Millionen Euro den ersten Schritt für eine erfolgreiche neue Energiezukunft eingeleitet.“