ENNI arbeitet am Moers von morgen
Verwaltungsrat verabschiedete Gebühren und stieß Zukunftsprojekte an
Es ist ein alljährliches Verfahren in der Dezembersitzung des Verwaltungsrates der ENNI Stadt & Service Niederrhein (Enni). Nach dem Gremiendurchlauf beschlossen die Mitglieder gestern auf Weisung des Moerser Stadtrates Anpassungen an Satzungen und in diesem Jahr nur eine Veränderung bei Gebühren. Während die Abfallentsorgungs-, Straßenreinigungs- und Friedhofsgebühren damit im neuen Jahr stabil bleiben, gibt es bei den Kosten für die Entwässerung 2024 ein Plus. „Ein Musterkunde mit 200 Kubikmetern Schmutzwasser und einer versiegelten Fläche von 130 Quadratmetern als Berechnungsgrundlage für das Niederschlagswasser wird monatlich rund 5,50 Euro mehr zahlen“, habe es hier im Umfeld allgemein steigender Kosten und hoher Investitionen in die Zukunft der Kanalnetze laut dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Krämer keinen Spielraum gegeben. „Wie im Friedhofsbereich werden dann aber auch die Abwasserkosten zwei Jahre unverändert bleiben“, ist es Krämer wichtig, Moerser Bürgern so im Umfeld steigender Preise Planungssicherheit zu geben. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Lutz Hormes und Dr. Kai Gerhard Steinbrich arbeitet er zudem weiter daran, die technische Infrastruktur für kommende Generationen zu rüsten. So blickten die Vorstände in der letzten Sitzung des Jahres nach vorne. „Es bleibt unser Ziel, Moers zu modernisieren und für die Zukunft gut aufzustellen, die durch den fortschreitenden Klimawandel und die Energie- und Wärmewende bestimmt sein wird“, sieht Krämer hier für Enni auch große Chancen.
Für den Innenstadtumbau als dem größten Moerser Infrastrukturprojekt der kommenden Jahre hatten die Stadt und Enni in einem Ausschreibungsverfahren dem Planungsbüro BfT den Zuschlag für das Teilprojekt der technischen Sanierung erteilt. Deren Projektleiter Stephan Zirbes informierte das Gremium gestern über den Planungsstand. Der basiere beispielsweise auf Befahrungsdaten der alten Kanäle, der Untersuchung der Energie- und Wassernetze und auch auf Ergebnissen von Boden- und Kampfmittelgutachten oder Anforderungen des Bodendenkmalschutzes. Bei der Grundlagenermittlung habe BFT auch den Bedarf an Infrastruktur für Veranstaltungen, ideale Standorte für Versorgungseinrichtungen, Anforderungen von Fernwärme und Telekommunikation sowie mögliche Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt. Um in der in fünf, möglichst parallellaufenden Bauabschnitten geplanten Bauphase wenig in das öffentliche Leben einzugreifen, hat BfT im Sanierungsgebiet alle denkbaren Bauverfahren geprüft. So könne Enni rund die Hälfte des Kanalnetzes grabenlos sanieren. Gute Erfahrungen hatte Enni damit bereits in Straßen, wie der Burg- und Meerstraße, gesammelt und so schon 1,4 von rund 5,6 Kilometern des alten Kanalnetzes ohne große Beeinträchtigungen für die Bürger saniert. Rund 2,6 Kilometer der Kanalnetzes wird Enni aber in Abschnitten von rund 15 Metern unter der Voraussetzung einer durchgängigen Erreichbarkeit von Geschäften in offener Bauweise durchführen. Finalisieren wird Stephan Zirbes die Planungsunterlagen im Frühjahr und dann die erste von mehreren Ausschreibungen der Bauleistungen vorbereiten und bis zum Jahresende starten. Bagger sollen im ersten Bauabschnitt dann ab dem Frühjahr 2025 im Bereich der Fiesel-, Neu- und Niederstraße anrollen. Allein hier sind gut vier Jahre Bauzeit angesetzt. Wie es danach oder parallel in den vier anderen Bauabschnitten weitergeht, wird erst die weitere Planung zeigen.
Deutlich schneller wird der Hülsdonker Friedhof ein neues Gesicht bekommen. Wie Vorstand Lutz Hormes gestern berichtete, läge nach der Entscheidung zu einer Sanierung unter der Prämisse des Erhalts der alten Gebäudestruktur jetzt die Grundrissplanung vor. In die hätten sich auch Kirchenvertreter und lokale Bestattungsunternehmen eingebracht. Ein neues Raumkonzept beinhalte neben würdevollen Aufbahrungs- und Abschiedsräumen eine große Trauerhalle, in die Trauergemeinden über einen variabel, auch für kleinere Trauerfeiern nutzbaren Vorraum gelangen. Anfang Februar will Hormes den Bauantrag zur Genehmigung einreichen, auf dessen Basis Enni nach einer europaweiten Ausschreibung bis Sommer ein Bauunternehmen beauftragen will. Der rund achtmonatige Bau soll dann im Herbst beginnen.
Weiter verdeutlichte Vorstand Dr. Kai Gerhard Steinbrich Gremienvertretern gestern, dass die Zukunft der Grafenstadt vom fortschreitenden Klimawandel und der Energie- und Wärmewende bestimmt sein wird. So wird sich Enni im Auftrag der Stadt Moers auch mit einem mittlerweile bundesweit diskutierten veränderten Umgang mit Niederschlagswasser beschäftigen. Mit der stadtweiten Versickerung des Regenwassers oder dessen anderweitigen Nutzung will sich auch Moers gegen die Folgen von Hitzeperioden oder Starkregenereignissen wappnen. Hier gab der Verwaltungsrat Steinbrich gestern den Prüfauftrag, wie sich eine grundsätzliche, derzeit bereits in Neubaugebieten weitgehend praktizierte Versickerung des Niederschlagswassers auf den Betrieb des vorhandenen Kanalnetzes und die Umwelteinflüsse in der Stadt auswirkt. Dabei soll Enni auch darstellen, wie sich eine stadtweite Befreiung der Hauseigentümer vom Anschluss- und Benutzungszwang und eine damit verbundene Reduzierung der Wassermenge in den Niederschlagswassergebühren niederschlagen.
Die Zukunft der Moerser Energieversorgung wird laut Steinbrich maßgeblich von den Zielen der Bundesregierung nach einer CO2-neutralen Wärmeversorgung bis 2045 geprägt sein. Basis hierzu wird die gesetzlich bis Ende Juni 2026 für Moers geforderte kommunale Wärmeplanung sein. Die Stadt habe als die im Sinne des Gesetzes planungsverantwortliche Stelle entschieden, Enni hiermit zu beauftragen und das Projekt in einer gemeinsamen Steuerungsgruppe zu lenken. Enni werde dabei mit einem hierauf spezialisierten Planungsbüro eine umfassende Analyse der Wärmenetze, vorhandener Wärmequellen sowie der aktuellen Wärmeabnahme vornehmen und hierauf aufbauend die stadtweit zukünftig für eine Wärmeversorgung geeigneten Gebiete ermitteln. Hierbei werde Enni auch alle weiteren, in Moers mit der Wärmeplanung verbundenen Akteure, wie die Fernwärme Niederrhein oder die Lineg, einbeziehen. Das Ziel ist es laut Steinbrich, eine nachhaltige, kostengünstige und klimaneutrale Wärmeversorgung für alle Bürger der Stadt aufzubauen.
Wichtige Eckpfeiler der kommunalen Wärmeplanung werden ein stabiles Stromnetz und mögliche Wärmequellen in der Region sein. Gestern informierte Steinbrich, dass Enni hier gemeinsam mit der LINÉG bereits an einem Konzept zur Nutzung von Wärme aus dem eigenen städtischen Abwassernetz, aus dem Klärwerk Moers-Gerdt und auch aus den elf Grundwasser-Pumpwerken der LINEG arbeite. Eine erste Analyse habe gezeigt, dass aus diesen Quellen rund 6.000 Wohneinheiten mit Wärme versorgt werden könnten. Die Modellannahmen einer durchgeführten Analyse der heutigen Stromnetze hätten im Zuge des steigenden Strombedarfs durch eine Ausweitung der Elektromobilität, den Ausbau der Solarenergie und auch einem verstärkten Einsatz von Wärmepumpen einen Anpassungsbedarf aufgezeigt. So müsse Enni bis 2035 rund 28 Millionen Euro in die Hand nehmen, um hier Umspannanlagen, Trafostationen und auch das Mittelspannungsnetz für die Zukunft zu rüsten.