Der Rat der Stadt Moers hatte in der Vorwoche den Weg frei gemacht, in seiner gestrigen Sitzung beschloss der Verwaltungsrat der ENNI Stadt & Service Niederrhein (ENNI) nun auch formal die Entwicklung der Gebühren für kommunale Dienstleistungen wie die Straßenreinigung samt Winterdienst, das Abwasser, die Friedhofsnutzung und die Entsorgung von Abfällen ab 2021. Wie bereits im November angekündigt wird es dabei beim Abfall für Moerser durch die gesunkenen Entsorgungskosten in der Müllverbrennungsanlage Asdonkshof im Schnitt rund 25 Prozent günstiger und das durch die Umstellung des Kalkulationszeitraumes wie bei der Straßenreinigung und dem Winterdienst gleich für zwei Jahre. Hauseigentümer mit hohem Müllaufkommen können mit einem Wechsel auf größere Tonnen zusätzlich sparen. „Wir werden alle Kunden in Kürze schriftlich informieren, für die sich das lohnt“, sei hier ein neues, auf der Kombination aus Grund- und Leistungsgebühr basierendes Gebührenmodell laut dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Krämer ein weiterer Schritt auf dem Konsolidierungs- und Wachstumskurs des Unternehmens. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen, Lutz Hormes und Dr. Kai Gerhard Steinbrich, will Krämer mit dieser Strategie in den kommenden Jahren Mehrwerte für Bürger schaffen, die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens erhöhen und auch die sanierungsbedürftige Infrastruktur in Moers verbessern. „Egal ob den Kreislaufwirtschaftshof, die Straßenbeleuchtung, die Kanäle oder auch die Friedhöfe – wir werden die gesamte, heute teils marode Infrastruktur modernisieren und für die nächsten Generationen aufstellen“, müsse das Unternehmen laut Krämer hierzu aber noch viel Geld und Arbeit investieren.
In den kommenden Jahren wird es im Moerser Stadtgebiet daher noch zahlreiche Baustellen an Gebäuden und Straßen geben. Die Politik steht hinter diesem Kurs und hatte dem Unternehmen dabei beispielsweise 2017 grünes Licht für die umfassende Sanierung der Moerser Friedhöfe gegeben. Auch dort will ENNI den Bürgerservice erhöhen und um Kosten zu senken beispielsweise durch gut ausgebaute Lagerplätze Betriebsabläufe optimieren. Hier gab Vorstand Lutz Hormes der Politik gestern einen Sachstandsbericht, wonach vereinbarte Maßnahmen auf den Friedhöfen in Moers-Repelen, -Utfort, -Meerbeck und -Schwafheim bereits weitgehend umgesetzt oder zumindest vorangeschritten sind. So habe der Friedhof in Meerbeck ein barrierefreies WC erhalten, dort seien auch Arbeiten zur Modernisierung der Trauerhalle in der finalen Phase. In Moers-Repelen würden Mitarbeiter die frisch renovierten denkmalgeschützten Torhäuser als Aufenthalts- und Umkleideräume nutzen. Auf dem Friedhof Utfort seien ein neues Sozialgebäude und ein Unterstand für Trauerfeiern entstanden, die Arbeiten hier im Januar abgeschlossen. Laut Hormes werde ENNI auch 2021 mit rund einer Millionen Euro wieder kräftig in die Ruhestätten investieren, dann im Schwerpunkt auf dem Friedhof Lohmannsheide arbeiten. Hier modernisiert ENN die bestehende Trauerhalle, errichtet ein barrierefreies WC und baut wie auf den Friedhöfen in Kapellen und Meerbeck einen neuen Lagerplatz. Zum Abschluss seines gestrigen Berichtes informierte Lutz Hormes, dass ENNI auch in den Erhalt der Eventhalle im Solimare investieren werde, die gleich zum Jahresstart eine umfassende Dachsanierung erhalte.
„Auch auf und unter den Moerser Straßen wird in den nächsten Jahren viel gearbeitet“, blickte Vorstand Dr. Kai Gerhard Steinbrich in der letzten Sitzung des Jahres erstmals auf das in den 2020er Jahren anstehende größte Infrastrukturprojekt der Stadt – die Sanierung der Innenstadt. Gemeinsam mit der Stadt Moers will ENNI diese ab 2023 für die Zukunft rüsten und dabei zwischen Unterwallstraße und Schlosspark sowie Neuer Wall und Stadtgraben rund 28 Kilometer der alten Ver- und Entsorgungsinfrastruktur austauschen. Hier stellte Steinbrich gestern ein erstes Grobkonzept vor, das elf Maßnahmen von der Aufnahme des Baugrundbestandes samt archäologischer Gegebenheiten, über einen ersten Bauphasenplan bis hin zum Vergabeprozess der Planungs- und Bauleistungen beinhaltet. Alle Beteiligten seien sich einig: Um die Akzeptanz von Anwohnern und Geschäftsinhabern für den Eingriff ins Leben der Stadt zu erhöhen, sollte es nicht beim reinen Austausch der bis zu 100 Jahre alten Kanäle und überwiegend aus den frühen 1960er Jahren stammenden Strom-, Gas- und Wasserleitungen bleiben. „Wir müssen gemeinsam mit der Stadt Moers für Bürger Mehrwerte schaffen - beispielsweise über ein neues Beleuchtungskonzept, schnelles Internet über Glasfaserleitungen oder schöne Oberflächen samt Infrastruktur für sichere Veranstaltungen“, liefen hier intensive Gespräche mit der Stadtverwaltung, ohne deren Zutun dies nicht gelänge. Oberstes Ziel: Trotz der engen Straßen und Gassen will ENNI Anlieger möglichst wenig einschränken. „Wir planen in kleinen Bauabschnitten. Dabei wollen wir wo möglich über moderne Techniken grabenlos arbeiten oder Baufelder möglichst schmal halten. Grundsätzlich stellen wir sicher, dass Wohn- und Geschäftshäuser stets erreichbar sind.“ Für größtmögliche Planungssicherheit arbeitet ENNI intensiv an einem Konzept, durch das Steinbrich die Bauzeit verkürzen und Kosten, die er für die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur derzeit sehr grob mit rund 20 Millionen Euro veranschlagt, möglichst geringhalten will. Für ihn steht dabei fest, dass dieses Projekt nur durch eine intensive Einbindung aller Beteiligten wie Anwohner, Einzelhändler oder Gastronomen gelingen kann. „Auf die werden wir rechtzeitig zugehen, Bedürfnisse abfragen und auch während der mehrjährigen Bauzeit über einen Baumanager direkt vor Ort erreichbar sein.“ ENNI plant dabei, in kleinen Bauabschnitten vorzugehen und in der Neu- und angrenzenden Fieselstraße zu beginnen. Bis Oktober 2021 will ENNI ein Planungsbüro finden, dass das aktuelle Grobkonzept verfeinert und auf dessen Basis über eine Ausschreibung ein ausführendes Bauunternehmen sucht. „Bis dahin werden wir auch mit Anliegern sprechen, ohne die wir dieses Mammutprojekt nicht stemmen können“, machte Steinbrich bei seinem gestrigen ersten Aufschlag der Politik klar. Was aktuell noch fehlt, ist das Konzept der Stadtverwaltung zur Gestaltung der Oberflächen in den Innenstadt-Straßen und Fußgängerzonen. „Erst wenn dieses in die Gesamtplanung der Infrastruktur eingeflossen ist, können wir die Planungen des Kanalnetzes finalisieren und wie aktuell geplant Anfang 2023 mit der Baumaßnahme starten.“