Moerser Bürger sollten übervolle Altkleidercontainer derzeit meiden
Hemden, Pullover, Hosen oder alte T-Shirts – auch in Moers landen jährlich rund 800 Tonnen nicht mehr benötigter Textilien in der Altkleiderverwertung. Doch in Zeiten des Coronavirus mit geschlossenen Grenzen und geringer Nachfrage ist die weltweite Vermarktung für gesammelte Altkleider ins Stocken geraten. Die Sortierbetriebe stehen vor dem Kollaps, da deren Waren nicht mehr in die weltweiten Absatzmärkte abfließen können. Wie im gesamten Bundesgebiet wird das Dilemma derzeit auch an den rund 80 im Moerser Stadtgebiet verteilten Altkleider-Containern der ENNI Stadt & Service Niederrhein (ENNI) sichtbar. Die quillen über und davor türmen sich Wäscheberge. Auch wenn der bei ENNI zuständige Leiter des Entsorgungsbereiches Ulrich Kempken anders als andere Städte noch keinen generellen Altkleider-Stop ausrufen will, bittet er Bürger sich daher aktuell beim Frühjahrsputz im Kleiderschrank zurückzuhalten. „Wir arbeiten mit dem im Kreis Wesel tätigen Duisburger Verwerter Grotex an Alternativen und unterstützen bei der Suche nach Lagerflächen. Es wird aber sicher einige Wochen dauern, bis sich die Lage wieder entspannt“, sei laut Kempken wie vieles in diesen Tagen auch die Entwicklung des Altkleidermarktes ungewiss.
Grundsätzlich hat das Coronavirus der Abfallentsorgung in Moers bislang nichts anhaben können. Die hat ENNI durch großen organisatorischen Aufwand gesichert, sodass das Unternehmen Rest- und Bioabfälle auch im Krisenmodus wie gewohnt abfahren und über das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof entsorgen kann. In der Wiederverwertung von alten Textilien ist ENNI aber von sensiblen Lieferketten abhängig. Wie in anderen Städten des Kreises Wesel werden alte Kleider auch in Moers durch den hierauf spezialisierten Dienstleister Grotex gesammelt und weltweit vermarktet. Kann Kempken dabei üblicherweise Erlöse zur Stabilisierung der Abfallgebühren erzielen, sind die Hauptabsatzmärkte in Osteuropa, Afrika und Asien laut dem Entsorgungsexperten derzeit aber dicht. Auch der deutsche Second-Hand-Markt ist unter der Kontaktsperre weggebrochen. Da die vorhandenen Läger bereits aus allen Nähten platzen, bittet Kempken Moerser auf die aktuelle Notsituation Rücksicht zu nehmen und Textilien möglichst zunächst zu Hause zu lagern. Auch bei der ab Anfang Mai laufenden Haussammlung sollten sich Bürger zurückhalten und möglichst wenig Kleidungsstücke an die Straßen stellen. „Wie in vielen Bereichen müssen wir die Coronakrise auch bei der Entsorgung von Abfällen gemeinsam stemmen. Bleib zu Hause gelte somit in diesen Tagen auch für Textilien“, will Kempken unbedingt vermeiden, Altkleider über den Asdonkshof zu verbrennen. „Das wäre ökonomisch und ökologisch nicht sinnvoll.“